Da ich selbst im Tierschutz aktiv bin, sehe ich täglich das Elend, das dadurch entsteht, dass ein unbedacht angeschafftes Haustier plötzlich wieder „weg“ soll oder sich ungewollt vermehrt hat. Da Hauskatzen eine Lebenserwartung von bis zu 20 Jahren haben und intensive Beziehungen zu ihren Besitzern aufbauen können, solltest du dir vorab unbedingt Gedanken machen, ob dieses Haustier wirklich wirklich wirklich der passende Mitbewohner für dich ist.

Natürlich haben Samtpfoten eine ganze Reihe an Vorteilen:

  • Katzen sind sehr selbstständig. Man muss sie nicht Gassi führen und in der Regel bleiben sie auch ein paar Stunden alleine, ohne Rabatz zu machen.
  • Katzen sind saubere Tiere, sie verbringen sehr viel Zeit mit Körperpflege und (ein gesundes Tier!) riecht weder allgemein schlecht, noch sollte es übermäßig aus dem Maul müffeln.
  • Fast alle Katzen suchen aktiv Kontakt zu Menschen und sind richtige kleine Persönlichkeiten.

Was hast DU der Katze eigentlich zu bieten?

Was musst du im Vorfeld abklären, damit deine Katze ein artgerechtes Zuhause auf Lebenszeit bei dir bekommt?

Platzangebot und Genehmigung

  • Hat der Vermieter die Haltung genehmigt? Leider verbieten viele Vermieter die Haltung von Haustieren, auch die von Katzen. Du solltest also unbedingt als erstes abklären, ob du die Katze überhaupt halten darfst. Also erst mal im Mietvertrag nachsehen. (Bei reiner Wohnungshaltung muss auch gleich geklärt werden, ob eine Vernetzung des Balkons bzw. eines Fensters erlaubt ist!) Stell dir vor, du müsstest deinen geliebten Schmusetiger evtl. wieder hergeben, weil dein Vermieter dagegen ist!
  • Auch als Eigentümer einer Wohnung kannst du dich nicht darauf verlassen, dass die Haltung einer Katze allein „deine Sache“ ist. Es ist möglich, dass die Eigentümergemeinschaft sich gegen die Haltung von Haustieren entschieden hat. Ob man den Balkon vernetzen darf, ist ebenfalls Sache der Eigentümergemeinschaft, denn alles was von außen sichtbar ist, muss genehmigt werden. Achtung: Auch wenn andere Balkone des Hauses bereits vernetzt sind, kann man nicht automatisch davon ausgehen, dass du das auch darfst.
  • Platzverhältnisse: Nach meiner Erfahrung können Katzen auch in einer Wohnung, ohne Freigang gehalten werden. Trotzdem sollte genug Platz vorhanden sein, damit die Katze sich bewegen kann. Das Katzenklo musst du ebenfalls einplanen, wenn es nicht neben deinem Bett stehen soll. Wichtig ist auch, dass eine Fläche vorhanden ist, wo die Katze in Ruhe fressen kann und die sich gut sauber halten lässt. Der Wassernapf sollte etwas davon entfernt stehen können.

Freigang vs. Wohnungshaltung

  • Ist die Umgebung für Freilauf geeignet? Immer wieder werden Katzen Opfer von Unfällen. Deshalb muss man gut abwägen, ob die Katze in der Umgebung der Wohnung einigermaßen sicher ist. Jede Katze hat einen unterschiedlich großes Revier, manche verlassen kaum den Garten, andere laufen auch einmal 2 km. Deshalb gilt Vorsicht vor Nachsicht. Natürlich werden sich in Deutschland wenige Gegenden finden lassen, wo die Katze nicht auf ein Auto treffen kann. In keinem Fall sollte die Katze aber sofort eine Straße überqueren müssen, die sehr intensiv befahren wird oder auf der man „schnell“ fahren kann. Aus meiner Sicht ist eine 30er-Zone noch akzeptabel, eine Spielstraße wäre besser.
  • Reine Wohnungshaltung, nur mit „Platz an der Sonne“! Falls eine Katze ausschließlich in der Wohnung gehalten wird, muss sie Zugang zu einem vernetzten Balkon erhalten, im Notfall reicht auch ein vernetztes Fenster. Das ist kein reiner „Spaßfaktor“! Neben dem Vergnügen, das eine Katze dabei empfindet, wenn sie nach draußen kucken kann, ist ungefiltertes Sonnenlicht und frische Luft ganz wichtig für die Gesundheit deiner Katze.

Mitbewohner mit zwei oder vier Beinen

  • Was sagen eigentlich die anderen Bewohner deines Haushalts dazu? Nicht nur, wenn du in einer WG wohnst – auch wenn du „nur“ mit deinem Partner oder anderen Familienangehörigen zusammen lebst, muss jeder mit dem neuen Mitbewohner einverstanden sein! Du kannst die Katze ja nicht in einem Zimmer „einknasten“. Ihr den Zugang zu bestimmten Bereichen zu verwehren, wird auch nicht immer klappen. Wenn jemand in deinem Haushalt absolut gegen die Haltung ist, dann solltest du es (leider) wirklich lassen.
  • Gibt es bereits (andere) Haustiere? Leben Hamster oder Mäuse bei dir, dann ist die Anschaffung einer Katze keine gute Idee, das versteht sich von selbst. Ein Hund hingegen muss nicht unbedingt  Hinderungsgrund sein. Ganz im Gegenteil, viele Hunde freuen sich über eine Katze als „Rudelmitglied“. Jedoch solltest du absolut sicher gehen, dass dein Hund Katzen nicht als Beute betrachtet.

Kosten

  • Grundausstattung: Du brauchst für deine Katze mindestens eine Katzentoilette, (am besten mehrere) Fressnäpfe, einen Wassernapf, ein Kuschelkörbchen, Spielzeug und einen Kratzbaum. Denke bitte auch daran, dass du evtl. auch eine Katzenklappe einbauen, deinen Balkon vernetzen oder einen Kippschutz an einem oder mehreren Fenstern anbringen musst!
  • Regelmäßige Aufwendungen: Zu den Kosten für Futter und Streu musst du die Kosten für die Grunduntersuchung / Impfungen beim Tierarzt einplanen.
  • Finanzielle Reserve für Notfälle! Die musst du unbedingt haben, um deinen Tiger im Notfall tierärztlich versorgen lassen zu können. Du solltest dich wirklich fragen: kann und will (!) ich ggf. mehrere Hundert Euro ausgeben, wenn die Katze sich verletzt oder krank wird? Zu den Leuten, die ihr Tier im Notfall im Stich lassen, gehörst du doch sicher nicht?

Zeit / Urlaubsbetreuung

  • Hast du wirklich genug Zeit für dein Tier? Wenn du ständig auf Geschäftsreisen bist, immer spät heim kommst und dich dann erst mal um andere Dinge Kümmern musst oder Hobbys hast, die deine Freizeit überwiegend beanspruchen, musst du dich fragen: Werde ich meiner Katze gerecht oder setze ich mein Tier einer Art Einzelhaft aus? Katzen, die mit anderen Katzen zusammen leben und/oder Freigang haben, können auch glücklich sein, wenn du nicht ständig zuhause bist. Das muss ggf. sorgfältig abgewogen werden.
  • Wer kümmert sich um den / die Tiger, wenn du im Urlaub bist oder dich sonst nicht kümmern kannst? Hast du zuverlässige Nachbarn, Freunde oder Verwandte, die sich um deine Katzen(n) kümmern, wenn du es selbst gerade nicht kannst? Denke bitte auch daran, dass deine Katze auch plötzlich krank werden kann. Wenn jemand einfach nur den Napf füllt und nicht wirklich nach deiner Katze sieht, kann es böse ausgehen, wenn du nach 14 Tagen aus Ibiza zurück kommst. Natürlich kann man sich auch eine Urlaubsbetreuung „buchen“, z.B. auf betreut.de. Die Kosten muss man dann halt einplanen.

Arbeit

  • Du musst die Katze regelmäßig füttern – Natürlich verlangt niemand von dir, der Katze täglich Sushi zu wickeln, einen Futterspender mit Trockenfutter aufzustellen, ist aber auch keine Option! Du solltest der Katze morgens und abends eine frische Mahlzeit anbieten. Der Napf sollte natürlich stets gespült sein bevor du ihn neu befüllst. Rechne damit, dass die Katze die umgebende Fläche vollschmuddelt und dass du die Umgebung ständig putzen musst.
  • Achte darauf, dass die Katze immer genug Wasser zu trinken hat und der Wassernapf regelmäßig grundgereinigt wird.
  • Das Katzenklo muss täglich gepflegt – zu Deutsch: die Hinterlassenschaften müssem entfernt werden. Außerdem muss die Toilette selbst regelmäßig grundgereinigt werden.
  • Die Sache mit den Katzenhaaren: Katzenhaare sind überall. Das kannst du nicht vermeiden. Das bedeutet: mehr Staubsaugen, Couch abbürsten, häufiger Wäsche waschen u.ä.

Ja, ich will! (immer noch)

Nachdem du dir die Checkliste durchgelesen hast, schlafe bitte mal eine Nacht darüber. Wenn du jetzt (immer noch) mit gutem Gewissen „ja“ zu einer Katze sagen kannst, deinen zukünftigen Tiger lieben und beschützen willst „in guten wie in schlechten Zeiten, in Gesundheit und Krankheit“, dann lies weiter bei „Eine Katze?“


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